Der Wollschleimer ( Vorticella campanula) ist eine faszinierende Einzellige, die zur Gruppe der Ciliophora gehört. Man könnte ihn als den eleganten Tänzer der Mikrobenwelt bezeichnen. Mit seinen zahlreichen Wimpern gleitet er durchs Wasser, ein wahrer Meister der Fortbewegung. Doch was macht den Wollschleimer wirklich einzigartig?
Wie bei vielen anderen Ciliophoren auch spielt die Nahrungserlangung eine zentrale Rolle im Leben des Wollschleimers. Dieser winzige Organismus ernährt sich von Bakterien und anderen Mikroorganismen, die er mit seinen Wimpern in seinen Mundbereich, den sogenannten Cytostom, befördert.
Der Wollschleimer kann sich auf verschiedene Weise ernähren:
- Filtrieren: Er nutzt seine Wimpern wie ein Netz, um aus dem Wasser fließende Bakterien und andere kleine Organismen herauszufischen.
- Greifen: Bei größeren Beutetieren kann der Wollschleimer seinen Körper dehnen und sie mit seinen Wimpern umschließen.
Die Fortpflanzung des Wollschleimers erfolgt sowohl sexuellen als auch asexuellen Weg.
Asexuelle Vermehrung: Der Wollschleimer teilt sich in zwei Tochterzellen, die genetisch identisch sind. Dieser Prozess, bekannt als Binäre Fission, ist sehr effizient und ermöglicht eine schnelle Vermehrung der Population.
Sexuelle Vermehrung: Bei ungünstigen Umweltbedingungen oder zur Erhöhung der genetischen Vielfalt kommt es zur sexuellen Fortpflanzung. Dabei verschmelzen zwei Wollschleimer zu einem Zygote. Diese Zygote kann dann unter ungünstigen Bedingungen eineresistente Zystenform bilden, um zu überleben.
Der Lebensraum des Wollschleimers ist meist in Süßwasserbiotopen wie Teichen, Seen und Flüssen zu finden. Man findet ihn oft an Substraten wie Wasserpflanzen, Steinen oder anderen festen Gegenständen. Die Ansiedlung auf diesen Substraten ermöglicht dem Wollschleimer eine stabile Positionierung im Wasserstrom und erleichtert die Nahrungsaufnahme.
Die Verbindung zum Substrat erfolgt durch einen flexiblen Stiel, der dem Wollschleimer Halt verschafft und gleichzeitig Drehbewegungen ermöglicht. Dieser Stiel ist aus einer zähen Substanz namens “Pedikel” aufgebaut. Der Wollschleimer kann seinen Stiel verkürzen oder verlängern, um sich an wechselnde Strömungsverhältnisse anzupassen und die optimale Position für die Nahrungserlangung zu finden.
Die Bewegung des Wollschleimers erinnert an ein faszinierendes Tanzmanöver.
Der Wollschleimer dreht sich langsam um die eigene Achse, während seine Wimpern rhythmisch schlagen. Diese Drehbewegung ermöglicht eine kontinuierliche Wasserströmung durch den Mundbereich des Wollschleimers und somit eine effiziente Nahrungsaufnahme. Man könnte sagen, dass der Wollschleimer einen eleganten Tango mit seiner Umgebung tanzt, wobei er gleichzeitig die Nahrung in seinen “Tanzsaal” lockt.
Die Faszination des Wollschleimers liegt nicht nur in seinem Bewegungsmuster und seiner einzigartigen Fortpflanzungsstrategie, sondern auch in seiner Fähigkeit zur Tarnung. Der Wollschleimer kann seine Körperfarbe an die Umgebung anpassen, um sich vor Räubern zu schützen.
Charakteristik | Beschreibung |
---|---|
Größe: | 50-100 µm (Mikrometer) |
Lebensraum: | Süßwasser |
Ernährung: | Bakteriophag |
Fortpflanzung: | Sexuell und asexuell |
Zusätzlich zur Anpassung der Körperfarbe kann sich der Wollschleimer auch zusammenziehen und seinen Stiel verkürzen, um unsichtbar zu werden. Diese Verteidigungsstrategie ist bemerkenswert effektiv und zeigt die Anpassungsfähigkeit dieser winzigen Kreatur.
Der Wollschleimer, trotz seiner winzigen Größe, spielt eine wichtige Rolle im aquatischen Ökosystem. Als “Müllentsorger” entfernt er Bakterien und andere Mikroorganismen aus dem Wasser, trägt somit zur Wasserqualität bei. Zudem dient er als Nahrungsquelle für größere Organismen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Wollschleimer ein faszinierender Vertreter der Ciliophora ist. Seine einzigartige Kombination aus Bewegungsmuster, Fortpflanzungsstrategien und Tarnungstechniken macht ihn zu einem wahren Meister der Mikrobenwelt.